Hi zusammen, hier also mein erster Eintrag:
Ich bin am letzten Freitag, dem 13.2. aus Koeln abgeflogen. Der Flug verlief aeusserst entspannt, und wir sind puenktlich um 11:40 uhr in Moskau gelandet. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch Hoffnung den Zug No.1 in Moskau zu erreichen, der dort um 13:40 den Bahnhof verlaesst. Allerdings machte die Passkontrolle am Flughafen einen Strich durch meine Rechnung: Der Einlass ins Land nahm eine halbe Stunde in Anspruch.
Daraufhin habe ich, wie vorher bereits ueberlegt meine Plaene geaendert und einfach versucht den Zug No.379j um 13:50 Uhr zu erreichen. Dieser hatte im Vergleich mit No.1 allerdings den geringfuegigen Nachteil, dass er fuer die knapp 1000 km Gleis von Moskau nach Wolgograd statt 18,5 Std exakt 30 Std. benoetigte. Allerdings machte mir das nicht wirklich zu schaffen, da ich nicht in Eile war und fuer ein Taxi vom Flughafen zum Bahnhof war ich zu geizig.
Ich bin dann also mit einer sog. Marschrutka (einem kleinen Buss, der zum "Presswagen", also Menschen und Koffer auf engstem Raum) ins Zentrum gefahren. Von dort hatte ich einmal die Moeglichkeit in die Tiefen der Moskauer U-Bahn hinabzufahren, um dann am Paweletskij Woksal, dem Bahnhof einzutreffen.
Also ging es ab zum Schalter und in vortrefflichem Russisch wurde ein Ticket nach Wolgograd geordert ("Sind Sie sicher?, der faehrt SEHR lang!, Also 30 Std." - "Ja")
Nachdem ich mich mit ordentlich Proviant fuer eine entsprechende Fahrt ausgeruestet hatte (wobei ich natuerlich die Zahnbuerste vergass) ging es dann zum Zug, wo ein weiteres mal von der sog. Prowodniza das Ticket und vor allem auch die Papiere kontrolliert wurden.
Aaah der Junge ist deutsch. "Ich sprechen deutsch" - na super, also nichts wie rein in die gute Stube.
Da ich sehr frueh war, war der Wagon in den ich einstieg fast leer und ich konnte mich in Ruhe einrichten. Der Wagon hatte die Innenausmasse einer deutschen S-Bahn, wobei darauf zu achten ist, dass er trotzdem wg. der Hoehe von aussen nicht sehr klein erscheint. Auf diesem Platz gibt es dann im Platzkart-Bereich(die guenstigere Kategorie) zur linken in einem Abschnitt jeweils vier Pofen (2X2 uebereinander, mit einem Tisch in der Mitte), deren Kopf, bzw. Fussenden zum Fenster respektive Gang ausgerichtet sind. Hinter dem kleinen Gang, gibt es dann noch einmal eine Art herunterklappbaren kleinen Kneipentisch mit zwei Sitzen links und rechts, der Nachts dann auch zur Ruhestaette umgebaut wird (oben drueber ist natuerlich auch noch ein herunterklappbares Bettchen). Also alles in allem eine recht gemuetliche Sache, zumal ich dann in der naechsten halben Stunde feststellen musste, dass der Zug auf den ersten paar 100 km ausgebucht war. Meinen Sitznachbarn wurde ich von der Prowodniza Elena mit den Worten, "das ist ein Auslaender, ein Deutscher" vorgestellt, was aber durchaus nicht boese gemeint war und sich nur als erster Gespraechsgeber entpuppte.
So kesselte man gemaechlich mit gefuehlten max. 50 km/h richtung Wolgograd. Spaeter sollte ich noch erfahren, dass der Zug zudem zwischendurch noch mal eben in eine Sackgasse einbiegt und wieder zurueck auf die Strecke faehrt.
Den Weg ueber wurde ich dann mit allen erdenklichen Essenssachen von den Oems runtherum versorgt und Elena liess es sich auch nicht nehmen mir auf ihrem Ofen etwas Fertigkartoffelpueree zuzubereiten.
Spaeter erfuhr ich dann, dass ich wohl der einzige Passagier sei, der mit diesem Zug den kompletten Weg abfaehrt und die Frage "warum gerade diesen Zug" musste ich mir noch so manches mal anhoeren. Die Nacht ueber konnte ich dann herrlich schlafen, wahrscheinlich weil ich von den Gespraechen und der vorherigen Reise gut geschafft war.
Zudem ging man waehrend der Aufenthalte im Bahnhof noch mal kurz mit der Prowodniza einkaufen oder ueber den Bahnsteig, wo stets ein kleiner Markt aufgezogen wurde, in dem Pelmeni, Fisch oder Honig feilgeboten wurden - gut, dass ich mich in Moskau mit gar nicht mal so guten Krapfen eingedeckt hatte.
Als wir uns dann dem Ziel naeherten legten mir mehrere Fahrgaeste nahe, doch bloss nicht wie geplant mit dem Taxi ins Wohnheim zu fahren, das waere doch viel zu gefaehrlich!
Das Problem war nur, dass sich daraufhin, ohne mein eigenes Eingreifen (das Sprechen geht noch nicht so fluessig von der Hand) eine Gruppe von Fahrgaesten und Elena um meine Betreuung in Wolgograd stritten. Elena: "Ich kenne diese Leute nicht, hinter rauben die dich aus, ich mache mir Sorgen, hau dich hier im Zug eine weitere Nacht hin". Die Leute inkl. einer anderen Prowodniza, die grob in meinem Alter war: "Die Oem hat zwei Gesichter, die will nur an Dein Geld, bei uns kriegst du ein Zimmer und die Kinder und die alte Oem im Haus sprechen deutsch, zudem wohnen wir fast am Wohnheim...". Ein wenig seltsam kam mir das alles vor, aber weil eine andere Fahrgastoem mir auch dringend abrieht ein Taxi zu nehmen entschloss ich mich Elenas Angebot anzunehmen.
Ich bin dann Abends noch mit einem kleinen Teil des Zugpersonals in einen anderen Wagon gegangen (Elena ruhte sich in meinem Wagon hin) und man trank noch ein paar Humpen Bier und fuehrte die ueblichen Gespraeche (wie issat denn in Russland/Deutschland mit ... (Militaer, Kohle etc.)). Anschliessend stiefelte man ueber die Abstellgleise des Bahnhofs zu "seinem Wagon" und legte sich in aller Ruhe ruhen - MAL SAGEN. Mir war dann schon etwas komisch zumute, als ploetzlich gegen fuenf Uhr die Wagons ploetzlich kurz anruckten oder irgendwelche Leute herumschlurften und Arbeiten ausfuehrten). Das Problem war zudem, dass ich kein Guthaben mehr auf dem Handy hatte und quasi in dem Wagon gefangen war.
Im Endeffekt stellte sich dann aber alles als hamlos heraus, mit dem einzigen Problem, dass "Mutter Glueck" aeusserst anhaenglich wurde und von mir als ihrem Sohn sprach und mich dann auch unbedingt persoenlich am Wohnheim mit einer Marschrutka absetzen musste.
Wie dem auch sei, ich bin gut ueber, kann das Reisen im Zug in Russland aeusserst empfehlen (zu erleben wird man immer etwas haben), zumal die Reise 20 Euro kostete und berichte dann demnaechst mal wie es mir an Wohnheim und Uni ergeht.
Beste Gruesse nach good old!
Raphael
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dann hinterlasse ich mal als erster hier meinen comment!
AntwortenLöschenhört sich ja alles genialst an, in etwa so wie ich mir das von einer zugfahrt durch ex-udssr vorstelle :-)
wie ich sehe (und lese) ist es in russland ein leichtes sich eine neue (oder weitere) familie zusammen zu schustern, wenn man von gewissen öhms schon als "sohn" bezeichnet wird ...
alles gute weiterhin! ich werde mit freude die nächsten berichte abwarten!
gruß und "das witanja" ;-)
mike!
Hi Raphi,
AntwortenLöschenjetzt, nachdem Du in Garien deine Gesellenprüfung in Sachen Zugfahren abgelegt hast, scheinst Du ja auf dem besten Weg den Meister machen zu können.
Ganz im Ernst, klingt wirklich herrlich. Und das Schöne wird sicherlich auch sein, keinen Zeitdruck bei dieser Art Reisen zu haben!
Wie klappt es denn "pa russki" in den ersten Tagen?
Schreibe die Tage noch 3 Klausuren und knechte danach 7 Wochen a 40 Stunden als Postbote :-) ! Schöne Zeit da "drüben", grüße an den Dennis und alle(n) Wesen(den), die im Sommer dort geneigt sein sollen, gemeinsame Humpen zu heben!
Privjet und pajalstva aus dem verregneten Monster!
Brat Stephan
Heyaa da hinten!
AntwortenLöschenDie Story hört sich ja richtig abenteuerlich an. Schön dass die Reise nach Wolgograd so reibungsfrei verlief (und das alles für gerade mal für 20€). Muss ich auch mal ausprobieren :-)
Hey Raphi,
AntwortenLöschendas hört sich ja supertoll an!! Für mich wäre das zwar ne Nummer zu heftig, aber du bist da sicher gut aufgehoben....
Ich bin auch sehr gespannt, was du später noch so zu erzählen hast....
Liebe Grüße aus dem schönen Geschker...
Jessi
Hallo Raphi,
AntwortenLöschenIch hoffe du verlierst deine Gelassenheit nicht??
Sowas in der Art hab ich mir gedacht, aber du wirst es hoffentlich alles gut überstehen.ich schaue nochmals öfters rein und halte mich auf dem Laufenden.Liebe Grüße Heike
Moin!
AntwortenLöschenkeine ahnung ob du diesen kommentar irgendwie zu lesen bekommst, aber ich wünsche dir mal zwischendurch gutes tun und alles was damit zusammen hängt! Hab den blog gerade erst enddeckt, da mein nettes mail-programm deinen hinweis als "spam" annahm! Hoffe es geht dich gut!
andi