Donnerstag, 26. März 2009

Sammeltaxis, eine Beschreibung

Einen gutes Sdarowa nach Deutschland,

nach einiger Zeit der Ruhe melde ich mich hier im Blog zurück und will eine kleine Beschreibung des wichtigsten Transportmittels vor Ort, was den innerstädtischen Transport angeht, beschreiben. In wenigen Tagen folgt dann vorr. ein weiterer Lagebericht.

Also zur Sache:

Sammeltaxis (auch: Linientaxis oder halt pa-russkij: Marschrutki)

Die äußerliche Beschreibung ist recht einfach: Es handelt sich um ältere, meist schon länger, ab und an auch sehr lange im Dienst befindliche Vans, wie sie in Deutschland als Transporter für Getränke, Cateringagenturen oder evtl. auch mal für ein Gartencenter (-; gebraucht werden. Sie könnten z.B. Ford Transit oder Mercedes Vito (jeweils die kleinen Ausführungen) heißen, doch meißt verlässt man sich auf etwas einfacher gestrickte Fabrikate, deren Namen ich nicht kenne. Um sich vom allgemein sehr bunt gemischten Verkehr abzuheben (Reklamen an LKWs können auf allen Sprachen verfasst sein und für alle möglichen Produkte werben, sicher ist nur, dass wohl nicht drin ist was drauf steht) lassen sich die Fahrer, die sogenannten "Waditeli", so einiges einfallen, um ihre meist gelben oder weißen Gefährte abzuheben. So werden die Türen mit Aufklebern beklebt, die anzeigen welche "Haltestellen" angefahren werden, was heißt sie zeigen die Route an, denn obwohl in jedem dieser Taxis steht, dass laut Beschluss der Stadtadministration nur noch an Haltestellen gehalten wird, halten die Fahrer wo immer es möglich ist um Fahrgäste aufzusammeln. Zudem ist neben vielen weiteren Aufklebern, die die "Linie" angeben (es gibt einige) selbige auch stehts in der Frontschreibe meist per Leuchtreklame angezeigt. "Linie" schreibe ich deshalb in Anführungsstrichen, weil von dieser auch gerne mal abgewichen wird, um dem ein oder anderen Stau zu entgehen (später mehr dazu). Wer sich neben dieser Beschreibung noch ein Bild machen möchte über das Aussehen dieser Gefährte kann auch einfach eines der Fotos anschauen. Was auf den Fotos bisher allerdings noch nicht zu sehen ist ist das Innere:

Hat man eine Marschrutka herangewunken so gilt es direkt Vorsicht walten zu lassen um ins Innere zu gelangen: 1. ist einer der beiden Plätze neben dem Fahrer frei?(erleichtert sämtliche Kommunikation) 2. wenn 1. mit nein beantwortet wird, bzw. der Fahrer keinen direkten Kontakt wünscht: elektrische oder nicht elektrische Tür?!(Einige Fahrzeuge sind zur schnelleren Abfertigung mit dem Luxus einer automatisch öffnenden und schließenden Schiebetür, die zum Fahrgastbereich führt ausgestattet) 3. a)wenn 2. nein: Beherzt in den Türöffner greifen, ordentlich ziehen und wenn es Platz gibt einsteigen und die Tür wieder ins Schloss werfen b) wenn 2. ja: Finger weg vom Türöffner! Tür springt auf: einsteigen: Finger weg vom Türöffner und überhaupt besser weg von der Tür: Tür schnellt wieder in die Ausgangsposition 4.) Platzwahl...

Punkt vier bedarf noch einer weiteren Erklärung:

Eine Marschrutka ist standardmäßig ausgerüstet mit 13 Sitzplätzen, was nicht heißen soll, dass es noch Platz gäbe für Stehplätze, doch einige Fahrer halten sich nicht an das Verbot und lassen trotzdem gebuckelt stehende Reisende zu (das kann je nach Straßenverhältnissen, Gepäck und Fahrstil schon mal recht anstrengend sein). Gibt es Platz so sollte folgendes bedacht werden:

Setzt man sich in den hinteren Teil (meist 2 und 2 Sitze seitlich zur Fahrtrichtung gegenüber) so kann es sein, dass wegen der oben beschriebenen Aufkleber, äußerst wichtiger schwarzer Folien in den Fenstern (damit die Militz nciht sieht, dass zwei Leute stehen?) oder sehr dekorativer Gardinen die Sicht nach außen sehr eingeschränkt ist. Diese Plätze werden also nur Fahrgästen empfohlen, die sich auskennen, weil eine Marschrutka nur auf Zuruf hält und man entsprechend wissen sollte wo man sich befindet). Mit dem Rücken zur Fahrersitzbank gibt es eine weitere Sitzbank, die den Namen Bank durchaus verdient: Es ist eine Art Annahme, Abgabe und Rechenstelle für die Verwaltung der Fahrtgebühren. Besonders hervorzuheben ist hierbei der mittlere, der sogenannte "Kassenplatz". Nimmt man hier platz, so ist man verantwortlich die Fahrtgebühr der hinteren Fahrtgäste zum Fahrer durchzureichen, Wechselgeld zurückzugeben oder zu organisieren, dass es alles hinkommt. Dies kann nur funktionieren, weil die Tarifstruktur, wenn auch ungenau, sehr übersichtlich ist: Kurzstrecke (mal sagen nicht länger als 10-15 min. Kesseln) 10 Rubel, Langstrecke (mal sagen bis 45 min.) 15 Rubel, überlagen Strecke und nach 21 Uhr grundsätzlich 20 Rubel (ca. 45 Cent). Trotzdem ist das Wort funktionieren im obigen Satz vielleicht auch etwas übertrieben, so reichte mir (dem der Tarifstruktur und der russischen Sprache sicherlich am besten gewachsenen Menschen an Bord) ,als ich besagten Platz belegte, der Fahrer einmal einfach ein dickes Bündel Scheine und teilte mir mit ich solle doch dafür sorgen, dass das Bezahlen der gerade eingestiegenen drei Fahrgäste klargingen... ncihts leichter als dies, "gib mir noch mal eben 5 Rubel", der eine fuhrfür 15 Rubel(den Fünfrubelschein gibt es fatalerweise nicht), gut dass du mit nem fuffi bezahlst "hier 40 zurück" (Kurzstrecke ist klar) und ja, tu der Öm noch mal eben etwas Kohle das war auch wohl zu viel... Einige Diskussionen weiter, alle verstanden, dass ich die Situation nicht ganz im Griff hatte, war dann aber auch alles geklärt und das Bündel wechselte etwas dicker geworden wieder den Besitzer und wanderte nach vorne. Dann gibt es noch die zwei mittleren Luxusplätze, der eine in Fahrtrichtung (toller Ausblick, sehr entspanntes Ein- und Aussteigen und den nach rechts gerichteten (etwas im Gang, aber auch guter Ausblick), die sind sehr zu empfehlen. Besonders schön ist so eine Reise mit dem Cellokoffer, wie ich in den letzten zwei Tagen erfahren musste, man lernt zumindest die Mitfahrer kennen...

Sehr interessant ist auch jeweils die aufgelegte Musik (besonders witzig, wenn sie so laut ist, dass Fahrgäste grölen müssen um aussteigen zu können), der Fahrstil und die Dreistigkeit des Fahrers. Wie bereits oben beschrieben habe ich es zum Beispiel einmal erlebt, dass ein Fahrer unter Aufjaulen der gesamten Karosserie (man konnte Verwindung des Fahrzeugbodens spüren) eine sich vor einem Bahnübergang gebildete Warteschlange von geschätzten 30 Autos durch ein Wohngebiet ohne geteerte Straße und ordentlichen Huckeln und Schlaglöchern überholte. Ich dachte zunächst, er wolle eine Oma direkt zu Hause auflesen oder zumindest ein paar Eier abholen, bis ich den perfekten Schachzug bemerkte: wir näherten uns im Endeffekt dem Bahnübergang von der in Gleisrichtung entgegengesetzten Richtung und fuhren bis auf Platz eins der Schlange vor. Dies blieb komischerweise auhc nicht ohne Folgen, sodass ein wutentbrannter Fahrer eines anderen Autos ausstieg und unser Fahrer die Aktion neben viel Geschrei fast mit ein paar ordentlichen Backpfeifen bezahlt hätte (es ging aber zum Glück alles gut).

Wirklcih interessant ist, dass es Schwarzfahrer trotz der laxen Handhabung mit der Bezahlung in den Sammeltaxis quasi nicht gibt und dass es sich offensichtlich nicht ziehmt den Fahrer um seinen Lohn zu prellen. Interessant ist auch zu bemerken, dass zum Teil selbst ganze Busse auf diese Art funktionieren (bezahlt wird beim Aussteigen vorne beim Fahrer)...

Ich könnte noch viel zu diesem Thema schreiben, aber bin der Meinung, bzw. sicher, dass das fürs Erste reicht.

Alles gute in die heimatlichen Gefilde!

Eeuer Raphael

Dienstag, 24. Februar 2009

Energiesparen und andere Kuriositaeten

Hi und viele Gruesse nach Deutschland,

nach einigen Tagen hier in Wolgograd melde ich mich dann auch mal wieder schriftlich.
Meine ersten Tage hier waren ausserst unangenehm, wenn man mal das Wetter betrachtet. Wahrscheinlich war es einfach wie bei euch, nur dass die Schneeschmelze hier noch dazu gefuehrt hat, dass die Wiese, die hier Wohnheim und Uni umgibt und somit gleichzeitig Hauptverkehrsweg ist,
sich in ein Schlammloch verwandelt hat.
Es ist schoen sagen zu koennen, dass diese Zeit hier vorbei ist, wenn auch nur voruebergehend, weil anstelle des Fruehlings uns der Winter noch einmal voll getroffen hat. Temperaturen von unter 10 Grad minus am Tag stehen gerade auf dem Programm und dazu gibt es noch einen ordentlichen Wind, sodass der Aufenthalt draussen schon gut geplant sein sollte.
Das hat mich natuerlich nicht davon abgehalten trotzdem ein wenig die Stadt zu erkunden. Ist man erst einmal "in der Stadt" (wir sind es hier naemlich nicht) so gibt sich diese ganz lebendig, auch wenn mir immer wieder versichert wird, dass die Stadt erst im Sommer aufblueht. Von "in der Stadt" und "hier" spreche ich deshalb, weil sich Wolgograd, je nachdem wen man gerade fragt 80-100km an der Wolga entlang hangelt und das Wohnheim der WolGU (G steht fuer gossurdarstwennij=staatlich und U fuer Universitaet) ist bestimmt 20 km vom Stadtzentrum entfernt.
Vor einigen Tagen waren wir dann auch im wichtigsten Museum der Stadt, dem Mueseum der Verteidigung Wolgograds gegen die faschistische Armee. In diesem gibt es unter anderem ein 120m langes, in die Kuppel des Museums gekleidetes Gemaelde, dass den Verlauf der Schlacht vom Huegel der Stadt beschreibt, auf dem heute die "Mutter Heimat", eine 80m hohe Statue zur Erinnerung an den Sieg, steht.
Wie man also unschwer erkennen kann, ist der 2. Weltkrieg und vor allem der Sieg der roten Armee in Russland noch immer ein grosses Thema. Das wurde auch gestern mal wieder deutlich, am sogenannten Tag der Maenner, an dem die Helden der Verteidigung Russlands gegen die faschistische Armee zelebriert wird.
Das Leben hier allgemein hat auch schon eine recht russische Form angenommen und man versuch gerade sich daran anzupassen.
So sollte man von den meisten Aussagen ein paar Prozent Tolleranz bezueglich der Machbarkeit abziehen. Zumindest sollte man nicht deutsche Massstaebe nutzen, wenn von Dozenten, Stundenplaenen, etc. gesprochen wird.
Ein Dozent hier, also an der Uni ist auch gerne mal 25 Jahre alt und nicht gerade professionell, ein Stundenplan ist etwas, was man sich selber zusammensucht und versprochene UNterrichtsstunden finden unter keinen Umstaenden direkt statt. Sehr kurios ist auch, dass davon gesprochen wird, dass ein Dozent, der zur Zeit in Petersburg verweilt und bald wieder auftaucht unseren Stundenplan hat, um dann vor ein paar Tagen zu erfahren, dass es weder Dozent noch Studenplan gibt.

Wenn man jetzt mal von der etwas langsam anlaufenden Organisation von der Uni absieht, so gibt es auch im Alltag immer wieder kuriose Situationen zu erleben. Jemand kommt heute vorbei um dir den Internetzugang zu installieren, sollte besser frei mit irgendwann bekommst du das schon uebersetzt werden. Was man definitiv lernt ist Dingen hinterherzulaufen. Man bekommt das Gefuehl Russland ist eine riesige Behoerde, fuer die man viele Passierscheine benoetigt.
Passierschein bringt mich auf das naechste Thema. Das Wohnheim der WolGU ist abends nicht fuer Gäste zugänglich und nach 23:00 Uhr kommt man gar nicht mehr herein - offiziell.
Ich uebersetze kurz: Wenn du Geld hast, so sind diese Aussagen verhandelbar.
Leider fehlt mir selber noch die Sprachkompetenz um diese Verhandlungen zu fuehren, aber davon zu hoeren ist immer wieder nett.
So kostet ein Viertagesaufenthalt eines Gastes nebenan (Betten gibt es meist mehr als Studenten auf den Zimmern) ca. 4€ ein Abendeinlass kann schon einmal 2€ für mehrere Personen kosten, das hat aber auch einen guten Grund:
Es gab in der Woche vor meiner Ankunft irgendwelche Schwierigkeiten mit einer nicht angemeldeten Person, weshalb das Rektorat eine Omi eingestellt hat, die die Bewachungsmannschaft des Wohnheims (Bewachen heisst natuerlich Kaaf trinken) bewacht.
Dies macht die Huerde zu verhandeln auf jeden Fall groesser und wir sind vorgestern, als wir Fussball in der Stadt schauen wollten bereits einmal gescheitert. Von anderen Studenten hat man allerdings gehoert, dass die Omi lediglich fuer eine hoehere zu entrichtende Gebuehr sorgt, nach dem Motto je höher der Posten desto höher die Gebühr. Werde noch einmal versuchen auf Dauer eine etwas genauere Tabelle aufzustellen, evtl. auch mit öffentlichen Einrichtungen und anderen Dingen. Auf jeden Fall ein interessantes Forschungsgebiet, für dass ich schnellstens an mehr Sprachkompetenz kommen sollte.

Interessant zu beobachten ist auch die allgemeine Einstellung gegenüber Umweltschutz und Energieverbrauch.
Auf die Aussage, dass Energie, wenn man mal von den Benzinpreisen ausgeht, hier doch recht billig sei (ca.40-50 Cent für Benzin, 20 Cent für LPG), schaut man in sehr erstaunte Gesichter. Für Russen ist das sehr viel und sollte es auch sein, denn Zentralheizung in Russland ist etwas anders definiert, als bei uns.
Zentral heißt: Die Heizung rennt bis mitte April permanent und in allen Räumen und die Temperatur wird ueber die Fenster reguliert. Also im Besten Fall Heizung läuft auf Volldampf, Fenster steht auf. Dem ist aber i.d.R. nicht so, sondern eher Fenster zu, Heizung an. Dementsprechend "angenehme" Temperaturen hat man hier überall, heißt sehr stickig und äußerst warm. Auch beim Schlafen wird das Fenster nicht geöffnet - naja so langsam gewöhne ich mich daran und gleiche das mit einem morgendlichen Spaziergang oder zumindest dem Weg zur Uni wieder aus.
Dass das Licht im Flur und im Bad durchgehend eingeschaltet bleibt, auch daran musste ich mich zunächst gewöhnen. Zu Anfang habe ich immer aus Gewohnheit alles ausgeschaltet, weshalb ich mehrmals Schelte bekam mit der Begrüdung: "Du musst das Licht brennen lassen, sonst brennen die Glühbirnen schneller durch und die sind teuer!" - "Alles klar!"

Ansonsten kann ich Euch berichten, dass mein erster Film entwickelt ist und im Netz steht (werde gleich mal versuchen den auf dieser Seite zu verlinken), der Film meiner Anreise ist leider gar nichts geworden, weil ich wohl eine Einstellung an der Kamera falsch gewählt habe. Darum bin ich sehr traurig, aber weitere Reisen folgen bestimmt und dann gibt es neue Fotos.

Soviel zunächst einmal und viele Grüße!

Raphael

Montag, 16. Februar 2009

Mit der S-Bahn nach Wolgograd

Hi zusammen, hier also mein erster Eintrag:

Ich bin am letzten Freitag, dem 13.2. aus Koeln abgeflogen. Der Flug verlief aeusserst entspannt, und wir sind puenktlich um 11:40 uhr in Moskau gelandet. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch Hoffnung den Zug No.1 in Moskau zu erreichen, der dort um 13:40 den Bahnhof verlaesst. Allerdings machte die Passkontrolle am Flughafen einen Strich durch meine Rechnung: Der Einlass ins Land nahm eine halbe Stunde in Anspruch.
Daraufhin habe ich, wie vorher bereits ueberlegt meine Plaene geaendert und einfach versucht den Zug No.379j um 13:50 Uhr zu erreichen. Dieser hatte im Vergleich mit No.1 allerdings den geringfuegigen Nachteil, dass er fuer die knapp 1000 km Gleis von Moskau nach Wolgograd statt 18,5 Std exakt 30 Std. benoetigte. Allerdings machte mir das nicht wirklich zu schaffen, da ich nicht in Eile war und fuer ein Taxi vom Flughafen zum Bahnhof war ich zu geizig.
Ich bin dann also mit einer sog. Marschrutka (einem kleinen Buss, der zum "Presswagen", also Menschen und Koffer auf engstem Raum) ins Zentrum gefahren. Von dort hatte ich einmal die Moeglichkeit in die Tiefen der Moskauer U-Bahn hinabzufahren, um dann am Paweletskij Woksal, dem Bahnhof einzutreffen.
Also ging es ab zum Schalter und in vortrefflichem Russisch wurde ein Ticket nach Wolgograd geordert ("Sind Sie sicher?, der faehrt SEHR lang!, Also 30 Std." - "Ja")
Nachdem ich mich mit ordentlich Proviant fuer eine entsprechende Fahrt ausgeruestet hatte (wobei ich natuerlich die Zahnbuerste vergass) ging es dann zum Zug, wo ein weiteres mal von der sog. Prowodniza das Ticket und vor allem auch die Papiere kontrolliert wurden.
Aaah der Junge ist deutsch. "Ich sprechen deutsch" - na super, also nichts wie rein in die gute Stube.
Da ich sehr frueh war, war der Wagon in den ich einstieg fast leer und ich konnte mich in Ruhe einrichten. Der Wagon hatte die Innenausmasse einer deutschen S-Bahn, wobei darauf zu achten ist, dass er trotzdem wg. der Hoehe von aussen nicht sehr klein erscheint. Auf diesem Platz gibt es dann im Platzkart-Bereich(die guenstigere Kategorie) zur linken in einem Abschnitt jeweils vier Pofen (2X2 uebereinander, mit einem Tisch in der Mitte), deren Kopf, bzw. Fussenden zum Fenster respektive Gang ausgerichtet sind. Hinter dem kleinen Gang, gibt es dann noch einmal eine Art herunterklappbaren kleinen Kneipentisch mit zwei Sitzen links und rechts, der Nachts dann auch zur Ruhestaette umgebaut wird (oben drueber ist natuerlich auch noch ein herunterklappbares Bettchen). Also alles in allem eine recht gemuetliche Sache, zumal ich dann in der naechsten halben Stunde feststellen musste, dass der Zug auf den ersten paar 100 km ausgebucht war. Meinen Sitznachbarn wurde ich von der Prowodniza Elena mit den Worten, "das ist ein Auslaender, ein Deutscher" vorgestellt, was aber durchaus nicht boese gemeint war und sich nur als erster Gespraechsgeber entpuppte.
So kesselte man gemaechlich mit gefuehlten max. 50 km/h richtung Wolgograd. Spaeter sollte ich noch erfahren, dass der Zug zudem zwischendurch noch mal eben in eine Sackgasse einbiegt und wieder zurueck auf die Strecke faehrt.
Den Weg ueber wurde ich dann mit allen erdenklichen Essenssachen von den Oems runtherum versorgt und Elena liess es sich auch nicht nehmen mir auf ihrem Ofen etwas Fertigkartoffelpueree zuzubereiten.
Spaeter erfuhr ich dann, dass ich wohl der einzige Passagier sei, der mit diesem Zug den kompletten Weg abfaehrt und die Frage "warum gerade diesen Zug" musste ich mir noch so manches mal anhoeren. Die Nacht ueber konnte ich dann herrlich schlafen, wahrscheinlich weil ich von den Gespraechen und der vorherigen Reise gut geschafft war.
Zudem ging man waehrend der Aufenthalte im Bahnhof noch mal kurz mit der Prowodniza einkaufen oder ueber den Bahnsteig, wo stets ein kleiner Markt aufgezogen wurde, in dem Pelmeni, Fisch oder Honig feilgeboten wurden - gut, dass ich mich in Moskau mit gar nicht mal so guten Krapfen eingedeckt hatte.
Als wir uns dann dem Ziel naeherten legten mir mehrere Fahrgaeste nahe, doch bloss nicht wie geplant mit dem Taxi ins Wohnheim zu fahren, das waere doch viel zu gefaehrlich!
Das Problem war nur, dass sich daraufhin, ohne mein eigenes Eingreifen (das Sprechen geht noch nicht so fluessig von der Hand) eine Gruppe von Fahrgaesten und Elena um meine Betreuung in Wolgograd stritten. Elena: "Ich kenne diese Leute nicht, hinter rauben die dich aus, ich mache mir Sorgen, hau dich hier im Zug eine weitere Nacht hin". Die Leute inkl. einer anderen Prowodniza, die grob in meinem Alter war: "Die Oem hat zwei Gesichter, die will nur an Dein Geld, bei uns kriegst du ein Zimmer und die Kinder und die alte Oem im Haus sprechen deutsch, zudem wohnen wir fast am Wohnheim...". Ein wenig seltsam kam mir das alles vor, aber weil eine andere Fahrgastoem mir auch dringend abrieht ein Taxi zu nehmen entschloss ich mich Elenas Angebot anzunehmen.
Ich bin dann Abends noch mit einem kleinen Teil des Zugpersonals in einen anderen Wagon gegangen (Elena ruhte sich in meinem Wagon hin) und man trank noch ein paar Humpen Bier und fuehrte die ueblichen Gespraeche (wie issat denn in Russland/Deutschland mit ... (Militaer, Kohle etc.)). Anschliessend stiefelte man ueber die Abstellgleise des Bahnhofs zu "seinem Wagon" und legte sich in aller Ruhe ruhen - MAL SAGEN. Mir war dann schon etwas komisch zumute, als ploetzlich gegen fuenf Uhr die Wagons ploetzlich kurz anruckten oder irgendwelche Leute herumschlurften und Arbeiten ausfuehrten). Das Problem war zudem, dass ich kein Guthaben mehr auf dem Handy hatte und quasi in dem Wagon gefangen war.
Im Endeffekt stellte sich dann aber alles als hamlos heraus, mit dem einzigen Problem, dass "Mutter Glueck" aeusserst anhaenglich wurde und von mir als ihrem Sohn sprach und mich dann auch unbedingt persoenlich am Wohnheim mit einer Marschrutka absetzen musste.

Wie dem auch sei, ich bin gut ueber, kann das Reisen im Zug in Russland aeusserst empfehlen (zu erleben wird man immer etwas haben), zumal die Reise 20 Euro kostete und berichte dann demnaechst mal wie es mir an Wohnheim und Uni ergeht.

Beste Gruesse nach good old!

Raphael