Einen gutes Sdarowa nach Deutschland,
nach einiger Zeit der Ruhe melde ich mich hier im Blog zurück und will eine kleine Beschreibung des wichtigsten Transportmittels vor Ort, was den innerstädtischen Transport angeht, beschreiben. In wenigen Tagen folgt dann vorr. ein weiterer Lagebericht.
Also zur Sache:
Sammeltaxis (auch: Linientaxis oder halt pa-russkij: Marschrutki)
Die äußerliche Beschreibung ist recht einfach: Es handelt sich um ältere, meist schon länger, ab und an auch sehr lange im Dienst befindliche Vans, wie sie in Deutschland als Transporter für Getränke, Cateringagenturen oder evtl. auch mal für ein Gartencenter (-; gebraucht werden. Sie könnten z.B. Ford Transit oder Mercedes Vito (jeweils die kleinen Ausführungen) heißen, doch meißt verlässt man sich auf etwas einfacher gestrickte Fabrikate, deren Namen ich nicht kenne. Um sich vom allgemein sehr bunt gemischten Verkehr abzuheben (Reklamen an LKWs können auf allen Sprachen verfasst sein und für alle möglichen Produkte werben, sicher ist nur, dass wohl nicht drin ist was drauf steht) lassen sich die Fahrer, die sogenannten "Waditeli", so einiges einfallen, um ihre meist gelben oder weißen Gefährte abzuheben. So werden die Türen mit Aufklebern beklebt, die anzeigen welche "Haltestellen" angefahren werden, was heißt sie zeigen die Route an, denn obwohl in jedem dieser Taxis steht, dass laut Beschluss der Stadtadministration nur noch an Haltestellen gehalten wird, halten die Fahrer wo immer es möglich ist um Fahrgäste aufzusammeln. Zudem ist neben vielen weiteren Aufklebern, die die "Linie" angeben (es gibt einige) selbige auch stehts in der Frontschreibe meist per Leuchtreklame angezeigt. "Linie" schreibe ich deshalb in Anführungsstrichen, weil von dieser auch gerne mal abgewichen wird, um dem ein oder anderen Stau zu entgehen (später mehr dazu). Wer sich neben dieser Beschreibung noch ein Bild machen möchte über das Aussehen dieser Gefährte kann auch einfach eines der Fotos anschauen. Was auf den Fotos bisher allerdings noch nicht zu sehen ist ist das Innere:
Hat man eine Marschrutka herangewunken so gilt es direkt Vorsicht walten zu lassen um ins Innere zu gelangen: 1. ist einer der beiden Plätze neben dem Fahrer frei?(erleichtert sämtliche Kommunikation) 2. wenn 1. mit nein beantwortet wird, bzw. der Fahrer keinen direkten Kontakt wünscht: elektrische oder nicht elektrische Tür?!(Einige Fahrzeuge sind zur schnelleren Abfertigung mit dem Luxus einer automatisch öffnenden und schließenden Schiebetür, die zum Fahrgastbereich führt ausgestattet) 3. a)wenn 2. nein: Beherzt in den Türöffner greifen, ordentlich ziehen und wenn es Platz gibt einsteigen und die Tür wieder ins Schloss werfen b) wenn 2. ja: Finger weg vom Türöffner! Tür springt auf: einsteigen: Finger weg vom Türöffner und überhaupt besser weg von der Tür: Tür schnellt wieder in die Ausgangsposition 4.) Platzwahl...
Punkt vier bedarf noch einer weiteren Erklärung:
Eine Marschrutka ist standardmäßig ausgerüstet mit 13 Sitzplätzen, was nicht heißen soll, dass es noch Platz gäbe für Stehplätze, doch einige Fahrer halten sich nicht an das Verbot und lassen trotzdem gebuckelt stehende Reisende zu (das kann je nach Straßenverhältnissen, Gepäck und Fahrstil schon mal recht anstrengend sein). Gibt es Platz so sollte folgendes bedacht werden:
Setzt man sich in den hinteren Teil (meist 2 und 2 Sitze seitlich zur Fahrtrichtung gegenüber) so kann es sein, dass wegen der oben beschriebenen Aufkleber, äußerst wichtiger schwarzer Folien in den Fenstern (damit die Militz nciht sieht, dass zwei Leute stehen?) oder sehr dekorativer Gardinen die Sicht nach außen sehr eingeschränkt ist. Diese Plätze werden also nur Fahrgästen empfohlen, die sich auskennen, weil eine Marschrutka nur auf Zuruf hält und man entsprechend wissen sollte wo man sich befindet). Mit dem Rücken zur Fahrersitzbank gibt es eine weitere Sitzbank, die den Namen Bank durchaus verdient: Es ist eine Art Annahme, Abgabe und Rechenstelle für die Verwaltung der Fahrtgebühren. Besonders hervorzuheben ist hierbei der mittlere, der sogenannte "Kassenplatz". Nimmt man hier platz, so ist man verantwortlich die Fahrtgebühr der hinteren Fahrtgäste zum Fahrer durchzureichen, Wechselgeld zurückzugeben oder zu organisieren, dass es alles hinkommt. Dies kann nur funktionieren, weil die Tarifstruktur, wenn auch ungenau, sehr übersichtlich ist: Kurzstrecke (mal sagen nicht länger als 10-15 min. Kesseln) 10 Rubel, Langstrecke (mal sagen bis 45 min.) 15 Rubel, überlagen Strecke und nach 21 Uhr grundsätzlich 20 Rubel (ca. 45 Cent). Trotzdem ist das Wort funktionieren im obigen Satz vielleicht auch etwas übertrieben, so reichte mir (dem der Tarifstruktur und der russischen Sprache sicherlich am besten gewachsenen Menschen an Bord) ,als ich besagten Platz belegte, der Fahrer einmal einfach ein dickes Bündel Scheine und teilte mir mit ich solle doch dafür sorgen, dass das Bezahlen der gerade eingestiegenen drei Fahrgäste klargingen... ncihts leichter als dies, "gib mir noch mal eben 5 Rubel", der eine fuhrfür 15 Rubel(den Fünfrubelschein gibt es fatalerweise nicht), gut dass du mit nem fuffi bezahlst "hier 40 zurück" (Kurzstrecke ist klar) und ja, tu der Öm noch mal eben etwas Kohle das war auch wohl zu viel... Einige Diskussionen weiter, alle verstanden, dass ich die Situation nicht ganz im Griff hatte, war dann aber auch alles geklärt und das Bündel wechselte etwas dicker geworden wieder den Besitzer und wanderte nach vorne. Dann gibt es noch die zwei mittleren Luxusplätze, der eine in Fahrtrichtung (toller Ausblick, sehr entspanntes Ein- und Aussteigen und den nach rechts gerichteten (etwas im Gang, aber auch guter Ausblick), die sind sehr zu empfehlen. Besonders schön ist so eine Reise mit dem Cellokoffer, wie ich in den letzten zwei Tagen erfahren musste, man lernt zumindest die Mitfahrer kennen...
Sehr interessant ist auch jeweils die aufgelegte Musik (besonders witzig, wenn sie so laut ist, dass Fahrgäste grölen müssen um aussteigen zu können), der Fahrstil und die Dreistigkeit des Fahrers. Wie bereits oben beschrieben habe ich es zum Beispiel einmal erlebt, dass ein Fahrer unter Aufjaulen der gesamten Karosserie (man konnte Verwindung des Fahrzeugbodens spüren) eine sich vor einem Bahnübergang gebildete Warteschlange von geschätzten 30 Autos durch ein Wohngebiet ohne geteerte Straße und ordentlichen Huckeln und Schlaglöchern überholte. Ich dachte zunächst, er wolle eine Oma direkt zu Hause auflesen oder zumindest ein paar Eier abholen, bis ich den perfekten Schachzug bemerkte: wir näherten uns im Endeffekt dem Bahnübergang von der in Gleisrichtung entgegengesetzten Richtung und fuhren bis auf Platz eins der Schlange vor. Dies blieb komischerweise auhc nicht ohne Folgen, sodass ein wutentbrannter Fahrer eines anderen Autos ausstieg und unser Fahrer die Aktion neben viel Geschrei fast mit ein paar ordentlichen Backpfeifen bezahlt hätte (es ging aber zum Glück alles gut).
Wirklcih interessant ist, dass es Schwarzfahrer trotz der laxen Handhabung mit der Bezahlung in den Sammeltaxis quasi nicht gibt und dass es sich offensichtlich nicht ziehmt den Fahrer um seinen Lohn zu prellen. Interessant ist auch zu bemerken, dass zum Teil selbst ganze Busse auf diese Art funktionieren (bezahlt wird beim Aussteigen vorne beim Fahrer)...
Ich könnte noch viel zu diesem Thema schreiben, aber bin der Meinung, bzw. sicher, dass das fürs Erste reicht.
Alles gute in die heimatlichen Gefilde!
Eeuer Raphael